Curriculum BRD
für gesetzliche Vorgaben Österreich angepasst
Die Weiterbildung in Poesietherapie, Biblio- bzw. Lesetherapie, kreativem Schreiben und Biographiearbeit wird modularisiert für unterschiedliche Qualifikationsniveaus und berufliche Zielsetzungen mit spezifischen Abschlüssen für die einzelnen Module angeboten. Die in den Seminarausschreibungen aufgeführten Inhalte sind exemplarisch zu sehen und kommen abhängig vom Gruppenprozess ausgewählt zum Einsatz. Zum gesamten Curriculum gibt es ein theoretisches Leseprogramm, das den TeilnehmerInnen bekanntgegeben wird. Die einzelnen Seminare werden durch eigene Literaturstudien der TeilnehmerInnen nachbereitet.
Es gelten die gesetzlichen Vorschriften des Beratungs- und Heilkundegesetzes Österreich.
Zielgruppe
PädagogInnen, SeelsorgerInnen, BibliothekarInnen, PsychotherapeutInnen, Angehörigen pflegerischer, medizinischer und sozialer Berufe, VerlegerInnen, SchriftstellerInnen
und allen an der Methode Interessierten
Form
Grund- und Aufbaustufe | je 4x 4 Tage |
Zertifikatsstufe | 1x 3 Tage und 2x 4 Tage |
Therapeutische Qualifizierungsstufe | 3x 4 Tage |
Gebühr
Grund- und Aufbaustufe | je 1.600,– € (in 4 Teilbeträgen zu 400,– €) |
Zertifikatsstufe | 1.100,– € (in 2 Teilbeträgen zu 400,– €, 1 Teilbetrag zu 300,– €) |
Therapeutische Qualifizierungsstufe | 1.200,– € (in 3 Teilbeträgen zu 400,– €) |
10 Std. Supervision (in der Qualifizierungsstufe) | je nach Form ca. 300,– bis 800,– € |
Prüfungs- / Abschlussgebühr | 250,– € |
Leitung
Birgit Hirsekorn
Ergotherapeutin,
Integr. Kunsttherapeutin,
Integr. Poesie- und Bibliotherapeutin,
Lehrtherapeutin
Hildegard Kokarnig
Dr. phil.,
Päd. a. der MEDIENHAK GRAZ,
Autorin, Zert. in Schreibpädagogik,
Integr. Poesie- und Bibliotherapie
Susanne Langer
Pfarrerin i.R.,
Psychotherapie (HPG),
Lehrbeauftragte für
Poesie- und Bibliotherapie
Brigitte Leeser
Literaturwiss. MA,
Integr. Psychotherapie,
Integr. Poesie- und Bibliotherapeutin,
Lehrerin für Green Meditation,
Lehrbeauftragte
Abschlussmöglichkeiten
(Bescheinigungen und Zertifikate ausschließlich bei Teilnahme an allen Seminaren):
Modul I und II: | Teilnahmebescheinigung |
Modul III: | Zertifikat „Zertifizierte LeiterIn für Schreibwerkstätten, kreatives Schreiben und Biographiarbeit auf der Grundlage der Integrativen Poesie- und Bibliotherapie“ zusätzliche Leistungen: Kolloquium, Abschlussarbeit |
Modul IV: | Therapeutische Qualifizierungsstufe (Teilnahme nur auf Empfehlung durch einen Lehrtherapeuten) Zertifikat „Klinische Poesie- und BibliotherapeutIn im Integrativen Verfahren“ zusätzliche Leistungen: 10 Std. Supervision, schriftliche Dokumentation eines Behandlungsprozesses (Behandlungsjournal) |
Modul 1 Grundstufe:
1. Seminar: | |
Kreatives Schreiben I | Das Gedicht als Botschaft – Poesietherapie als „intermediale Praxis“ |
2. Seminar: | |
Biographiearbeit und Beratung I | Narrationen – Das Leben als Text |
3. Seminar: | |
Dramatisierung von Texten, Gedichten, Märchen | Vom kreativen Schreiben zur kreativen Aktion als „intermediale Praxis“ |
4. Seminar: | |
Über Gesundheit, Krankheit, Kreativität und das Leben als Kunstwerk | Poesie- und bibliotherapeutische Erkundungen |
Abschluss: | Teilnahmebescheinigung |
Inhalte Modul 1
Seminarinhalte:
Grundstufe – Basiskompetenzen
Form:
Vier Blockseminare à vier Tage (128 Unterrichtsstunden)
Ziele/Inhalte:
Die „Integrative Poesie- und Bibliotherapie“ ist eine Methode, die durch das Medium künstlerisch-gestaltender Sprache Prozesse seelischer Integration und persönlichen Wachstums in Gang setzt und unterstützt. Sie richtet sich dabei an den Erkenntnissen moderner Therapieforschung und aktueller klinischer Methodologie, den Entwicklungen im Verfahren der Integrativen Therapie aus, aber auch an relevanten Ergebnissen der kulturtheoretischen, sozial- und literaturwissenschaftlichen Disziplinen. Ziel der Grundstufe ist es, eine Einführung in Modalitäten und Techniken der Methode der „Integrativen Poesie- und Bibliotherapie (Lesetherapie) zu geben und Schwerpunktthemen und -bereiche ihrer Arbeit sowie des kreativen Schreibens und der Biographiearbeit für die praktische Umsetzung in verschiedenen beruflichen Feldern zugänglich zu machen. Konzepte der psychischen Entwicklung im Lebensverlauf, der Kreativitätstheorie, der Biographiearbeit zur Bewältigung von Lebenskrisen sowie zur vertieften Selbsterfahrung und Entwicklung der Persönlichkeit in poesietherapeutischen Prozessen sind Gegenstand der Grundstufe.
1. Seminar: Kreatives Schreiben I – Das Gedicht als Botschaft – Poesietherapie als „intermediale Praxis“
Jeder von mir geschaffene Text ist eine Botschaft von mir, über mich, an mich und an andere. Unter diesem Thema „Das Gedicht als Botschaft“ werden wir uns im einführenden Seminar mit einigen grundsätzlichen Konzepten, Methoden und Techniken der Poesie- und Bibliotherapie vertraut machen anhand eigner, in „kreativem Schreiben“ erstellter Texte. Dabei wird auch die Textgestaltung mit „kreativen Medien“ eingesetzt, das Schreiben mit Farben und illustrierenden Skizzen als eine „intermediale Praxis“. Die Handhabung von Prozessen und Situationen, wie sie in Gruppen, die mit Texten und Medien arbeiten, häufig auftauchen, wird so erfahrbar. Wir werden die vielfältigen Möglichkeiten der Sprache der Poesie, uns als Person auszudrücken und anderen mitzuteilen, kennenlernen und den „flow“ des kreativen Schreibens und die Qualität „dichter Beschreibungen“ erleben. Dabei werden auch die methodischen Schritte der Anleitung und das Verständnis kreativer Prozesse vermittelt.
2. Seminar: Biographiearbeit und Beratung I – Narrationen – Das Leben als Text
Glückliche und kritische Lebensereignisse, der gesamte Lebensablauf, können als Text, als Skript, als biographische Narration verstanden werden, in vielfältigen Formen Ausdruck finden und in Prozessen persönlicher und gemeinsamer Hermeneutik ausgelegt und gedeutet werden. Ziel ist es, das eigene Lebenspanorama als Lebensfluss zu erfahren und ein Bewusstsein für bestimmende Einflüsse zu gewinnen. Durch eigene Texte und literarische Vorbilder werden Wege erschlossen, das Lebensskript aktiv mit- und umzugestalten. Basiskonzepte integrativer Biographiearbeit werden vorgestellt.
3. Seminar: 3. Seminar: Dramatisierung von Texten, Gedichten, Märchen – vom kreativen Schreiben zur kreativen Aktion als „intermediale Praxis“
Texte sind Handlungen, Sprache ist Aktion. Wir wollen diese Aspekte durch das Schreiben von Märchen und Geschichten und ihre Umsetzung in psychodramatisches Spiel aus der „inneren Resonanz“ herausarbeiten, um auf diese Weise den „intermedialen Quergang“ zu Methoden und Techniken der Dramatisierung von Texten in Gruppen zu erlernen, das kreative Schreiben in kreative Aktionen umsetzen. Dabei bietet der Märchenschatz der Völker ein reiches Material. Die Wahl und Ausgestaltung von Rollen und Szenen ermöglichen das Erfassen unbewusster Dynamiken, die Aneignung abgespaltener Anteile oder die Aktualisierung unbeachteter Potentiale der Persönlichkeit sowie neue Handlungsentwürfe. Die Bearbeitung projektiver Elemente und Symbole in Text und dramatischer Handlung entschlüsselt ihren unbewussten oder vorbewussten Gehalt und kann damit für die Verarbeitung verdrängter Konflikte und für die Freisetzung kreativer Potentiale fruchtbar gemacht werden.
4. Seminar: Über Gesundheit, Krankheit, Kreativität und das Leben als Kunstwerk – poesie- und bibliotherapeutische Erkundungen
Poesie- und Bibliotherapie, das kreative Schreiben und die intermediale Praxis sind Methoden der salutogenetischen Förderung von Gesundheit, der Prävention von Krankheit und der Entwicklung von Kreativität im Lebensverlauf. In vielfältigen Texten der Literatur geht es um Gesundheit und Krankheit, um Entwicklungsprozesse (Entwicklungsromane) und um die Stadien des Lebensverlaufs von der Kindheit bis zum Alter, wobei jede Lebensphase kreativ gestaltet werden kann. Der Integrative Ansatz vertritt eine Entwicklungstheorie der Lebensspanne und die Idee der „Lebenskunst“ (Sokrates, Nietzsche, Foucault). Anhand eines „Lebenspanoramas“ werden Zeiten der Gesundheit und Krankheit in den Blick genommen, werden eigene Texte gestaltet, um einen Zugang zur „Ästhetik“ der eigenen Existenz zu gewinnen und zu erkunden, welche Projekte der eigenen Lebenskunst entwickelt werden können.
Teilnahmebescheinigung über die Seminare der Grundstufe
Modul 2 Aufbaustufe:
1. Seminar: | |
Kreatives Schreiben II | Poetische Formen und ihre Wirkung |
2. Seminar: | |
Leib – Sprache – Bewegung | Der sprechende Leib, Verbalität, Nonverbalität, Emotionalität und dichte Beschreibungen |
3. Seminar: | |
Biographiearbeit und Beratung II | Theorien und Kernkonzepte der Integrativen Therapie I + II – für die Praxis der IPBT – |
4. Seminar: | |
Umsetzung in die Praxis | Schreibwerkstatt, Gruppenarbeit, Beratungssetting |
Abschluss: | Teilnahmebescheinigung |
Inhalte Modul 2
Seminarinhalte:
Aufbaustufe – Methodische Vertiefung
Form:
Vier Blockseminare à vier Tage (128 Unterrichtsstunden).
Ziele/Inhalte:
Die Aufbaustufe hat zum Ziel, das Spektrum an theoretischem Wissen und der praxeologischen Methodenvielfalt zu verbreitern, um so eine methodische Vertiefung zu ermöglichen. Die Kompetenzerweiterung im Umgang mit den verschiedenen Medien und in der Handhabung von Gruppenprozessen, ihre Analyse und eine theoretische Reflexion fördern die Sicherheit in der Anwendung des erlernten Rüstzeugs.
1. Seminar: Kreatives Schreiben II – Poetische Formen und ihre Wirkung
In der Kunst sind Inhalt und Form verschränkt. Beides wirkt. Im Gestalten von literarischen Formen, in der Arbeit an der Form – an Stilformen, Strophenformen, z. B. an einem Sonett usw. – vermag sich die Person auszudrücken, vermag sie an Formen ihres Lebens zu arbeiten. Das poesie- und bibliotherapeutische Handwerkszeug und die intermediale Methodik werden in übungs- und erlebniszentrierter Arbeit vertieft. Anleitungen und Techniken „kreativen Schreibens“ werden eingeübt und diese Gestaltungssequenzen werden in Prozessanalysen auf dem Hintergrund der Integrativen Therapie aufgearbeitet oder supervidiert.
2. Seminar: Leib – Sprache – Bewegung – Der sprechende Leib, Verbalität, Nonverbalität, Emotionalität und dichte Beschreibungen
Sprache ist Bewegung, ein Strom vokaler Gesten. Sprechmotorik formt Worte, Worte schaffen leibliche Resonanz, die in Mimik und Gestik Ausdruck findet und wiederum in Sprache, Metaphern, Bildern fassbar wird. Sprache verbindet Leib und Kontext, Innenwelt und Außenwelt. Der sprechende Leib eröffnet den Zugang zur Poesie der Welt und äußert sich in Verbalität und Nonverbalität, in sprechender Mimik und Gestik, in Prosodik, wo „der Ton die Musik macht“, und in „dichten Beschreibungen“ bildhafter oder symbolischer Sprache, die bedeutungsgeladen und emotional gefärbt, stimmungsvoll oder affektgeladen ist. Das Konzept des „informierten Leibes“ und die Methodik des Umgangs mit Emotionen sind weitere Schwerpunkte des Seminars.
3. Seminar: Theorien und Kernkonzepte der Integrativen Therapie für die Praxis der IPBT – Biographiearbeit und Beratung II
Jede therapeutische Methode und jeder Weg der Kreativitätsförderung und Persönlichkeitsentwicklung bedarf theoretischer Grundlagen und Kerngedanken: Menschenbild, Weltbild, Entwicklungs- und Persönlichkeitstheorie, Gesundheits- und Krankheitsmodelle usw. Auf solchen Grundlagen stehen wirksame Modelle und Methoden für die Förderung von Gesundheit, für positive Entwicklungen und Heilungsprozesse in der Praxis. Die Integrative Therapie bietet für alle künstlerischen Therapieverfahren ausgezeichnete Grundlagen aus Psychologie, Psychotherapieforschung, Neurowissenschaften, um integrative kreativitätstherapeutische Praxis zu fundieren: Die „Vier Wege der Heilung und Förderung“, die „17 Heil- und Wirkfaktoren“, die „Identitätsarbeit“, die „Panoramaarbeit“ etc. wie sie in Methoden wie Poesietherapie, bildnerisches Gestalten, Bewegungstherapie, Naturtherapie usw. eingesetzt werden. Das Seminar stellt wichtige Kernkonzepte verbunden mit methodischen Anwendungen vor und ist an alle gerichtet, die mit kreativen Medien und Methoden in Therapie, Gesundheitsförderung, Naturtherapie und Bildungsarbeit tätig sind.
4. Seminar: Umsetzung in die Praxis – Schreibwerkstatt, Gruppenarbeit, Beratungssetting
Dieses Seminar soll dazu dienen, die Erfahrungen aus dem Curriculum für unterschiedliche Settings und Praxisfelder übertragbar zu machen. Die Auswahl von Büchern und Texten, die Handhabung emotionaler Reaktionen, Indikationen und Kontraindikationen werden anhand von Praxisbeispielen thematisiert. Grenzziehung zwischen therapeutischer und persönlichkeitsbildender, pädagogischer Arbeit, die Verortung der Poesie- und Bibliotherapie zwischen Heilbehandlung, psychosozialer Beratung bzw. Lebensberatung, Animation und Kulturarbeit in der Schreibwerkstatt im Rahmen institutioneller Tätigkeit in Klinik, Rehaeinrichtung usw. oder als Tätigkeit in eigener freier Praxis und Schreibwerkstatt wird auf die spezifischen Bedingungen und Erfordernisse hin erörtert. Basistechniken Integrativer Beratung werden vermittelt und bilden einen weiteren Schwerpunkt neben den Fragen der Übertragung der Methode in die Praxisfelder durch praktische Übungen, Beratung, Supervision sowie durch Hilfen für den Aufbau von freien Poesietherapiegruppen und Seminarangeboten. Die Bestimmung der eigenen Kompetenzen und Grenzen stellen besondere Schwerpunkte des Seminars dar.
Teilnahmebescheinigung über die Weiterbildung für die Grund- und Aufbaustufe.
Modul 3 Zertifikatsstufe:
1. Seminar: | |
Biographiearbeit und Beratung III | Methodik poesiegestützter psychosozialer Beratung und Persönlichkeitsentwicklung |
2. Seminar: | |
Psychopathologie | Gesundheit, Krankheit, Verhaltensauffälligkeiten, Störungen |
3. Seminar: | |
Kreatives Schreiben III | Supervision und Prozessbesprechung für Poesietherapie |
Kolloquium | |
Abschluss: | Zertifikat „Zertifizierte LeiterIn für Schreibwerkstätten, kreatives Schreiben und Biographiarbeit auf der Grundlage der Integrativen Poesie- und Bibliotherapie®“ |
Inhalte Modul 3
Seminarinhalte:
Zertifikatsstufe – poesietherapeutische Beratung und Persönlichkeitsbildung, Schreibwerkstatt kreatives Schreiben
Die Zertifikatsstufe vertieft das methodische und praktische Wissen und die konzeptuelle Sicherheit, so dass die TeilnehmerInnen in ihrer Fachlichkeit auf einen Stand kommen, dass sie selbst Schreibwerkstätten, Seminare mit kreativem Schreiben, poesietherapeutisch gestützte Beratungen und Projekte der Biographiearbeit in Angriff nehmen können. Die Weiterbildung in Grund-, Aufbau- und Zertifikatsstufe ist also darauf gerichtet, die TeilnehmerInnen für die gesundheitsfördernde, beratende und persönlichkeitsbildende Arbeit auszurüsten, d.h. für den Umgang mit KlientInnen in schwierigen Lebenslagen oder mit Menschen, die den Wunsch nach der Entwicklung ihrer Persönlichkeit, ihrer Potentiale und Kreativität haben. Entsprechend der heilkunderechtlichen Gesetzeslage zielt die Ausbildung nicht auf die Arbeit mit PatientInnen ab. Dafür ist das Absolvieren der „Therapeutischen Qualifizierungsstufe“ für die Behandlung bzw. Mitbehandlung von PatientInnen erforderlich (siehe Modul IV).
Form:
Drei Blockseminare à drei bis vier Tage (88 Unterrichtsstunden)
Ziele/Inhalte:
Die Zertifikatsstufe bereitet die TeilnehmerInnen, die die Module I und II durchlaufen haben, auf den Abschluss der Weiterbildung mit Kolloquium und Abschlussarbeit und einem qualifizierenden Zertifikat vor. Es bestätigt die Qualifikation, poesie- und bibliotherapeutische Arbeit mit Methoden des kreativen Schreibens in der intermedialen Schreibwerkstatt, in Biographie- und Märchenarbeit professionell und verantwortlich anzuwenden: zur Persönlichkeitsbildung, Beratung, Gesundheits- und Kreativitätsförderung mit Klientinnen in psychosozialen Einrichtungen oder in freier Praxis. Eine klinisch-therapeutische bzw. psychotherapeutische Orientierung ist damit nicht intendiert.
1. Seminar: Biographiearbeit und Beratung III – Methodik poesiegestützter psychosozialer Beratung und Persönlichkeitsentwicklung
Das Seminar fokussiert noch einmal das Thema der Beratung im Kontext poesietherapeutischer Praxis als Lebens-, Entwicklungs- und Konfliktberatung ohne psychotherapeutische Ausrichtung und Tiefung, sondern als Lebenshilfe und Problembewältigung. Das menschliche Leben bietet eine Fülle von Problemen, aber auch von Ressourcen und Potentialen, die durch Beratung und Kreativmethoden gefördert werden können. Allein sie in Worte fassen zu können, und dafür ist Poesietherapie hervorragend geeignet ist, ist förderlich und weiterführend. Lösungs- und ressourcenorientierte Beratungsmethodik, insbesondere in der Biographiearbeit oder zu Persönlichkeitsentwicklungen werden fokussiert, auch um belastendes Material zu integrieren und Retraumatisierungen zu vermeiden. Stützende bibliotherapeutische Texte der Konsolidierung und des Trostes, eigene Trauer- und Ermutigungspoesie und -prosa sollen Überwindungsleistungen, Coping- und Creating-Prozesse und Sinnerleben fördern – sense of coherence (Antonowsky), complex meaning (Petzold/Orth) und damit eine konstruktive Weiterführung der eigenen Biographie als „Projekt persönlicher Lebenskunst“ ermöglichen.
2. Seminar: Psychopathologie – Gesundheit, Krankheit, Verhaltensauffälligkeiten, Störungen
Verhaltensauffälligkeiten und Psychopathologien bei Erwachsenen, auch alten Menschen und Kindern begegnen uns in allen Lebenskontexten. Werke der Poesie und bildenden Kunst dokumentieren das. Auch in der kreativtherapeutischen und -pädagogischen Arbeit werden wir mit solchen Phänomenen in Kontakt kommen, mit Menschen, die mit Mittel der Poesiearbeit möglicherweise beraten und gestützt werden können, aber in einem Kontext außerhalb eines therapeutischen Rahmens (Klinik, approbierte Praxis eines Heilberufes) nicht therapiert werden. Hier sind Kenntnisse für die Einordnung wichtig. Dieses Seminar gibt auf der Basis einer Differenzierung von Gesundheit und Krankheit eine Einführung in die wichtigsten psychiatrischen Krankheits- und psychopathologischen Erscheinungsbilder, um ein Verständnis für klinische und therapeutische Fragestellungen zu eröffnen und Indikationen für Beratung und Stütze im Unterschied zu Behandlung zu differenzieren.
3. Seminar: Kreatives Schreiben III – Supervision und Prozessbesprechung für Poesietherapie
In diesem Seminar wird anhand von Materialien der Teilnehmer aus ihrer praktischen Arbeit mit Poesie-/ Bibliotherapie, kreativem Schreiben und Biographiearbeit, die sie dokumentiert und vorbereitet mitbringen und vorstellen, in Prozessbesprechungen und Supervision, das methodisch-praktische Vorgehen reflektiert und beraten: auf der Ebene der therapeutischen bzw. beraterischen Beziehung (Beziehungsvariable), der Ebene des Klienten (KlientInnenvariable), der Ebene des Beraters/der Therapeutin (TherapeutInnenvariable), auf der Ebene der Methodik, der Techniken und Medien (Methodenvariable). Anhand der Einzelpräsentation in der Gruppe kann in gemeinsamen Feedback- und Analyseprozessen die Arbeit mehrperspektivisch betrachtet und – wo erforderlich oder sinnvoll – bereichernd oder korrektiv beraten und theoretisch fundiert werden, so dass Optimierungsprozesse möglich werden.
Abschluss:
Die Zertifikatsausbildung wird nach Absolvieren der erforderlichen Leistungen der Grund-, Aufbau- und Zertifikatsstufe mit einem Kolloquium sowie mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen.
Kolloquium:
Das Kolloquium (1 Std.) in Kleingruppen (2-4 TeilnehmerInnen) wird beim Prüfungsausschuss als theoriefundiertes Fachgespräch über die Inhalte der Weiterbildung und ausgewählte Literatur abgelegt. Es kann mit „bestanden“, „mit Auflage bestanden“ und „nicht bestanden“ bewertet werden. Im letzteren Fall kann es frühestens nach drei Monaten wiederholt werden.
Abschlussarbeit:
Die Abschlussarbeit (ca. 20 Seiten) wird in Form eines Fachbeitrags erstellt (Fachartikel, Projektdarstellung aus der Kulturarbeit, Erwachsenenbildung, Methodik-Artikel, Erschließung eines literarischen Feldes für die Therapie (z. B. Landschafts-, Waldpoesie, Trauer und Trost, Liebe und Beziehung) oder die Darstellung zielgruppenspezifischer Arbeit – mit Jugendlichen, alten Menschen, Paaren etc. Das Thema wird als Exposé mit Gliederung und Literaturaufstellung beim Prüfungsausschuss zu Genehmigung und Beratung eingereicht. Die Arbeit muss spätestens ein Jahr nach Abschluss des Colloquiums vorgelegt werden und vom Prüfungsausschuss als ausreichende Leistung angenommen werden.
Zertifikat:
Mit erfolgreichem Abschluss der Module I bis III wird das Zertifikat „Zertifizierte LeiterIn für Schreibwerkstätten, kreatives Schreiben und Biographiearbeit auf der Grundlage der Integrativen Poesie- und Bibliotherapie“ erworben.
Modul 4 Therapeutische Qualifizierungsstufe:
1. Seminar: | |
Therapeutische Beziehung/Affiliation, Übertragungsprozesse | |
2. Seminar: | |
Arbeit mit konfliktzentrierten und erlebniszentrierten Modalitäten | |
3. Seminar: | |
Störungsspezifische Arbeit | |
Abschluss: | Zertifikat „Klinische Poesie- und BibliotherapeutIn im Integrativen Verfahren“ |
Inhalte Modul 4
Klinische Poesie- und Bibliotherapie im Verfahren der Integrativen Therapie – Therapeutische Qualifizierungsstufe in konfliktzentrierter und salutogenetischer Ausrichtung
Diese therapeutische Qualifizierungsstufe will die TeilnehmerInnen nach den erfolgreich durchlaufenen Modulen der Grund-, Aufbau- und Zertifizierungsstufe für die therapeutische Arbeit mit PatientInnen weiterqualifizieren. Für die Teilnahme ist eine Zulassungsempfehlung der Ausbilderinnen der Zertifizierungsstufe erforderlich.
Form:
Drei Blockseminare à vier Tage (96 Unterrichtsstunden).
Ziele/Inhalte:
Das Modul IV ist darauf gerichtet, Poesie- und Bibliotherapie auf der Grundlage der vorausgegangenen Weiterbildung in den Modulen I – III für die Arbeit in klinischen Institutionen (Psychosomatik, Psychiatrie etc.), in Reha-Einrichtungen, für Salutogenese oder in der Prävention zu vertiefen. Es soll die AbsolventInnen dafür ausrüsten mit der poesietherapeutischen Methode und ihren Modalitäten und Techniken mit PatientInnen und KlientInnen im Rahmen von Institutionen oder in der eigenen Praxis eines gesetzlich geregelten Heilberufes (Ergotherapeutin, Logopäde, approbierte Psychotherapeutin etc.) oder als HeilpraktikerInnen für Psychotherapie qualifiziert zu arbeiten.
1. Seminar: Therapeutische Beziehung/Affiliation, Übertragungsprozesse, Widerstand/Reaktanz und Heilfaktoren im poesietherapeutischen Prozess
Die „therapeutische Beziehung“ ist nach den Ergebnissen der Therapieforschung das wichtigste Moment, was die Wirksamkeit von Verfahren anbelangt. Sie macht bis zu 30 % der Wirksamkeit aus, die Therapiemethode hingegen nur bis zu 15 %. Insgesamt sind es spezifische „Vier Wege der Heilung und Förderung“, die wir im Integrativen Ansatz differenzieren und „Vierzehn Heil- bzw. Wirkfaktoren“. Sie kommen natürlich in poesietherapeutischen Prozessen, in der Beratung und Biographiearbeit zum Tragen. Das Seminar fokussiert auf intersubjektive Nahraumbeziehungen, d.h. „Affiliationen“ in Therapieprozessen, auf Übertragungs-/Gegenübertragungs-Konstellationen, Widerstand/Reaktanz und Abwehr und darauf, wie sich diese Phänomene in gestalteten Texten als Dynamiken zwischen den InteraktionspartnerInnen in Dyade und Gruppe zeigen. Wichtig ist, wie Texte (Briefe, Gedichte, Geschichten), die für einen und mit einem Klienten bzw. einer Patientin geschrieben werden, zu Lernprozessen in der „Zone der nächsten Entwicklung“ führen und Interiorisierungen als „inneren Beistand“ ermöglichen. Arbeit mit aktiv-produktiver Poesietherapie oder rezeptive Textarbeit kann so in das „Bündel von Maßnahmen“ eingeflochten werden, das bei der Behandlung komplexer Störungen ohnehin erforderlich ist (Lauf-/Ausdauertherapie; emotionsfokussierte Psychotherapie, Tanztherapie, Formen der Naturtherapie) und in Kliniken in der Regel auch vorgehalten wird. Es ergeben sich dann gegebenfalls Synergien von Garten- und Poesietherapie, Musik- und Bibliotherapie.
2. Seminar: Arbeit mit konfliktzentrierten und erlebniszentrierten „Modalitäten“ – Umgang mit Krisen in poesietherapeutischen und biographieorientierten Prozessen
Der integrative Ansatz arbeitet mit unterschiedlichen „Modalitäten“, meistens in der erlebnisaktivierenden Modalität zur Intensivierung von Empfindungen, Gefühlen, Willensstärke, wobei Intermedialität sehr förderlich ist (vom Text zum dramatischen Spiel, in Singsang/Chanting, die Bewegung, zur Arbeit mit Farben usw.). Das Ziel: Horizonterweiterung/Enlargement, Erlebnisbereicherung/Enrichment und Erhöhung der Selbstwirksamkeit/Empowerment. Literarische Gebrauchsformen wie Brief, Glosse, Antrag, Bescheid etc. kommen hier neben Gedichten oder Kurzgeschichten zum Einsatz. In der konfliktzentrierten Modalität werden psychodynamische Konflikte aus der Biographie aufgesucht und in Texten oder Dramatisierungen gestaltet. Klage, Bitt- und Streitschrift oder Trostbrief sind hier probate Formen. Krisenhaftes findet in freien und gebundenen Texten Ausdruck, die auch unbewusstes projektives Material an die Bewusstseinsoberfläche bringen. Sie werden mit Prozesstechniken so bearbeitet, dass Krisen gemeistert und Konflikte gelöst werden können, wobei integrative Krisentechniken wie „innere Beistände“ oder „Orte der Kraft“ zum Einsatz kommen. Ziel ist die Auflösung maligner Narrative, ein Hindern von Fortschreibungen problematischer Lebensskripts und durch die übungszentrierte Modalität die Unterstützung von Neu- oder Umorientierungen.
3. Seminar: Störungsspezifische Arbeit in Poesie- und Bibliotherapie (Ängste, Depressionen etc.)
Das Seminar ist auf den Einsatz von Poesie- und Bibliotherapie bei wichtigen Störungsbildern gerichtet. Ängste, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen seien genannt. Es gibt Beispiele für depressive oder grenzwertige Texte aus der Literatur, die man heranziehen und bei denen man mit den „Resonanzen“ auf sie arbeiten kann. In von PatientInnen/KlientInnen gestaltetem Material kommen z. B. Krankheitshintergründe für Angstzustände auf und werden in Texten fassbar und gestaltbar. Das Seminar befasst sich mit den Störungsdynamiken, mit den Aufarbeitungsmöglichkeiten bei Texten aus diesen Dynamiken, aber auch mit der schon erwähnten übungszentrierten Modalität als Entlastung bei Schmerz und Leid, die man sich „von der Seele schreibt“ oder als kontrastierenden „Distraktor-Text“ zur Affektablen-
kung verwendet, wenn man „Pamphlete“ gegen die Angst verfasst und bei Angstanflutungen mit Ärgermimik und -stimme rezitiert oder wenn man zur „Umstimmung“ von Depressivität Texte sanfter Melancholie (ISO-Prinzip) nutzt, oder mimik- und stimmgestützt Texte der Festigkeit und Stärke intoniert oder deklamiert, am besten auf dem Hintergrund konflikt- und einsichtsorientierter Arbeit.
Supervision:
Zur Begleitung der Umsetzung des Gelernten und zur Qualitätssicherung sind 10 Sitzungen forlaufender Supervisionssitzungen im dyadischen Setting (Einzelsupervision) oder in Kleingruppensupervisionen (max. vier Teilnehmer) bei einer LehrsupervisorIn, die von der wissenschaftlichen Leitung der EAG für den Fachbereich Poesie- und Bibliotherapie zugelassen ist, erforderlich. (Liste bei der EAG anfordern).
Abschluss:
Behandlungsbericht/Behandlungsjournal
Weiterhin ist die Darstellung eines Therapie- oder Beratungsprozesses nach den Vorgaben eines standardisierten Protokolls erforderlich. Die Richtlinien für die Erstellung des Behandlungsjournals werden von der EAG vorgegeben. Diese Abschlussleistung ist erbracht, wenn der Prüfungsausschuss der EAG das Behandlungsjournal als ausreichende Leistung annimmt.
Zertifikat:
Mit erfolgreichem Abschluss der Module I bis IV wird das Zertifikat „Klinische Poesie- und Bibliotherapeutin im Integrativen Verfahren“ erworben.
Anerkennung und berufliche Möglichkeiten
Die „Integrative Poesietherapie und Bibliotherapie“ – ist eine agogisch/therapeutische Methode, die die Heilkraft der Sprache nutzt und durch das Medium kreativ gestaltender Sprache Prozesse seelischer Integration und persönlichen Wachstums in Gang setzt und unterstützt. In Deutschland wird sie seit 50 Jahren an der staatlich anerkannten und nach dem Gütesiegelverbund Weiterbildung NRW zertifizierten Europäischen Akademie EAG gelehrt.
Die Heilkraft der Sprache und des Schreibens ist eine faszinierende und wirkmächtige Methode, die Menschen ergreift und Veränderungsprozesse anregt.
Sie kann in verschiedenen Arbeitsfeldern und Berufen eingesetzt werden.